[golfakademie]

Mentales Training im Golfsport

 

Mit dem nachfolgenden Artikel möchte ich die (meines Erachtens recht unverständliche) Wikipedia –Definition greifbar machen und verdeutlichen, wie ich die häufig synonym bezeichneten Begriffe „Mental Training“ und „Mental Coaching“ interpretiere und als Trainingsmethoden im Golftraining und auch darüber hinaus anwende.

Als Mentales Training oder Mentaltraining wird eine Vielfalt von psychologischen Methoden bezeichnet, welche das Ziel verfolgen, die soziale Kompetenz und die emotionale Kompetenz, die kognitiven Fähigkeiten, die Belastbarkeit, das Selbstbewusstsein, die mentale Stärke oder das Wohlbefinden zu fördern oder zu steigern. Mentaltrainings bedienen sich hierbei des Trainingsprinzips: Durch gezielte und wiederholte Reize auf mentaler Ebene (z. B. die Arbeit mit Wahrnehmungs- und Bewusstseinszuständen) wird das Erreichen von Trainings-Effekten sowie eine verbesserte Selbstwirksamkeit auf körperlicher, emotionaler und geistiger Ebene angestrebt. (Wikipedia)

Mein Kommentar: Naja….?!

Zunächst beschreibe ich die grundsätzlichen Ziele der beiden Methoden und ihre gemeinsame Grundlage.

  • Ziel des mentalen Trainings ist es also, herkömmliche Trainings- oder Lernprozesse zu unterstützen und damit erwünschte Handlungsabläufe und Fähigkeiten schneller, sicherer und präziser zu beherrschen.
  • Ziel des mentalen Coachings ist es, bewusste wie unbewusste Hemmnisse und Blockaden aufzufinden und aufzulösen, um vorhandene, antrainierte Handlungsabläufe und Fähigkeiten auch dann uneingeschränkt abrufen und entfalten zu können, wenn sie in Stress- oder Wettbewerbssituationen gefordert sind.

Beide Zielbereiche sind eng miteinander verbunden, interagieren intensiv miteinander und führen häufig zu spiralförmigen Leistungsentwicklungen sowohl in gewollte als auch – viel zu häufig – in ungewollte Richtungen.

Die gemeinsame Grundlage für erfolgreiches Mental Training und Mental Coaching ist die weitgehende körperliche und geistige Entspannung, die es erlaubt, die stärkste Kraft des Menschen, nämlich die Vorstellungskraft, tiefgreifend und zielgerichtet einzusetzen.

Im folgenden gehe ich in diesem ersten Teil meines Artikels näher auf die Methode Mental Training ein, im nächsten Artikel werde ich die Methode Mental Coaching näher betrachten. Dabei werde ich weitschweifende Ausflüge in wissenschaftliche Hintergründe und Erkenntnisse hier nicht unternehmen, stehe aber selbstverständlich allen, die an weiterführenden Informationen interessiert sind, gerne persönlich zur Verfügung.

Teil 1: Mentales Training

Prof. Dr. Jürgen Weineck, Sportwissenschaftler und über viele Jahre Dozent an der Universität Erlangen-Nürnberg versteht unter mentalem Training:

„Das Erlernen oder Verbessern eines Bewegungsablaufs durch intensives Vorstellen ohne gleichzeitiges tatsächliches Üben. Voraussetzung für das mentale Training ist das klare Vorstellen einer bekannten Bewegung.“

Mit jeder Runde auf dem Golfplatz, ja fast mit jedem Schlag erfahren wir (oft schmerzlich) die Komplexität und die besondere Herausforderung des Golfschwungs. Wieder und wieder dienen Driving Range und Übungsgelände dazu, den gewünschten Bewegungsablauf in die korrekte Form zu bringen und die angestrebte Zuverlässigkeit zu erreichen. Üben ist angesagt, üben, üben, üben…

Eine nicht nur körperlich, sondern auch geistig fordernde, energie- und kräftezehrende Tätigkeit, die oftmals zum Erliegen kommt, weil die Lust der Verzweiflung ebenso gewichen ist, wie die Kraft der Ermattung. Hier setzt mentales Training an!

Anwendung im Golfsport

Überträgt man die Inhalte der Weineck’schen Definition auf unser Golftraining, dann lassen sich durch die Anwendung des Mentalen Trainings

  • Lernprozesse durch die individuell optimierte Kombination aus praktischen und mentalen Trainingsanteilen wesentlich beschleunigen,
  • Fehlhaltungen und falsche Bewegungen schneller korrigieren und
  • korrekte Bewegungsabläufe und –techniken schneller und nachhaltiger stabilisieren.

Mentales Training ist neben den angeleiteten Trainingseinheiten weder zeit- noch ortsgebunden, Wettersituation und Jahreszeit spielen keine Rolle. Es ist unabhängig von verfügbarer Ausrüstung und kann auch dann praktiziert werden, wenn körperliche oder sonstige gesundheitliche Einschränkungen praktisches Üben nicht erlauben. Daher eignet sich besonders die meist spielfreie Zeit während der Wintermonate dazu, mittels mentalen Trainings Schwungfehler nachhaltig zu korrigieren oder tiefgreifende Umstellungen des gesamten Bewegungsablaufs vorzunehmen. Natürlich können jederzeit kurzfristig erforderliche Fehlerkorrekturen oder Schwungänderungen durch die mentale Unterstützung der entsprechenden Trainingseinheiten erheblich beschleunigt und gefestigt werden.

Mentales Training ganz allgemein verkürzt also die Aneignung und Korrektur von sportlichen Bewegungsabläufen und Bewegungstechniken, erlaubt relativ hohe Wiederholungsfrequenzen pro Zeiteinheit und wirkt daher energiesparend.

Zusammenfassung

Mentales Training ist natürlich nicht nur für‘s Golfen gemacht. Sportler, Chirurgen, Piloten, Führungskräfte und andere Berufstätige in unterschiedlichsten Berufsbereichen und –positionen, Schüler und Studenten stehen häufig unter enormem Druck. In Stresssituationen müssen sie ihre maximale Leistung abrufen können. Die bewährte Methode des Mentalen Trainings nutzt die Kraft der Vorstellung, um Handlungsabläufe zu trainieren, sie vor dem Abrufen durchzuspielen und dann dem wahren Leistungsvermögen entsprechend zu aktivieren.
Doch wenn die Belastung durch hohe Erwartungen, unvorhersehbare Ereignisse oder Angst vor negativen Konsequenzen zunimmt, fallen selbst gut eingeübte Handlungen schwer oder misslingen sogar, weil „der Kopf nicht mitspielt“.

Hier beginnt das große Feld des Mentalen Coachings. Dazu mehr im nächsten Artikel.